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"The Death Gate Cycle" – Der Weg des Stalinismus

"... ‚Councillor, don’t do this.‘ Alfred’svoice was calm, sad. ‚The true evil isn’t out there. The true evil ishere.‘ He placed his hand on his heart. ‚It is fear. I know it well. I’vegiven way to its power most of my life.‘ ..."

("... ‚Councillor, tun sie es nicht.‘ Alfreds Stimme warruhig, traurig. ‚Das wahrhaft Böse ist nicht da draußen. Das wahrhaft Böse isthier.‘ Er legte seine Hand auf sein Herz. ‚Es ist die Furcht. Ich kenne sie gut.Ich habe mich die meiste Zeit meines Lebens ihrer Macht unterworfen.‘ ...")

Diese Worte des Sartaners Alfred, gerichtet an Samah, Führer derüberlebenden Sartaner, könnten als Leitmotiv über allen 7 Teilen. des Buch-Zyklus"The Death Gate Cycle" ("Todestor-Zyklus") von Margaret Weis und TracyHickman stehen. In ihrem sowohl umfangreichsten als auch beeindruckendsten Werk zeigen dieAutoren, wie zerstörerisch Angst und Paranoia sein können, wie gefährlich es ist, wennsie die Motive des Handelns bestimmen. Weis und Hickmann, die sich als Schöpfer derDragonLance-Serie ("Drachenlanze") schon längst einen Namen gemacht haben,entführen den Leser in eine Welt voller Magie und Drachen, aber und gerade auch solch"irdischer" Dinge wie Verrat, Politik, und sogar, man sollte es kaum glauben:Klassenkampf... Ohne erhobenen Zeigefinger wird eine dichtgepackte Geschichte erzählt,die nicht nur von der ersten bis zur letzten Zeile unglaublich spannend ist, sondern denLeser in einen regelrechten Bann zieht und nicht mehr loslässt.

Vor Jahrtausenden lebten zwei Rassen, die sich in ihren Fähigkeitenund in ihrer Macht für Götter hielten: Sartaner und Patryns. Während die Patryns dieWelt und die "niederen" Mensch-Rassen Menschen, Zwerge und Elfen zu ihrempersönlichen Nutzen beherrschen und ausbeuten wollten, wollten die Sartaner die Weltführen und vor Schaden bewahren. Dabei vertraten sie eine Gemeinschaftlichkeit, die sichbedingungslos über das Individuum hinwegsetzt. Ihre arrogante Selbstüberschätzung inVerbindung mit der verdrängten Furcht vor ihrem alten Feind, den Patryns, ließ dieSartaner schließlich einen wahnsinnigen Schritt tun, der die Welt und schließlich auchsie selbst in die Katrastophe führte. Sie wollten die Lage ein für allemal klären,dafür war ihnen am Ende jedes Mittel recht – und das machte sogar den Tod vonMilliarden Menschen akzeptabel. Sie brachen das Weltsiegel und damit die Welt in vierTeile – Arianus: die Welt der Luft, Pryan: die Welt des Feuers, Celestra: die Weltdes Wassers und Abbarach: die Welt des Steins. Verbunden sind diese Welten durch dasDeath-Gate (Todestor), das nicht nur die Reise zwischen den einzelnen Welten ermöglichensoll, sondern auch noch zum Labyrinth führt. In diesem Labyrinth, das ursprünglich eineErziehungsfunktion ausüben sollte, wurden sowohl die Patryns verbannt, als auchbezeichnenderweise alle Sartaner, die sich zu diesem Plan kritisch äußerten.

Aber der Eingriff in das Weltengefüge entwickelte sich nicht so wiegeplant. Viele Sartaner, unfähig mit den neuen Herausforderungen fertig zu werden,resignierten und wählten den bequemsten Weg: sie versetzten sich in Stasis undverschliefen die Jahrtausende. Andere degenerierten und verloren im täglichen Kampf umsÜberleben nicht nur ihr magisches Wissen, sondern auch ihre Werte und ihre Moral.

Voneinander abgeschnitten, ohne die lebensnotwendigen Energie- undMaterialtransfers und von ihren Schöpfern im Stich gelassen, hatte jede einzelne Welt unddie auf ihr neuangesiedelten Mensch-Rassen mit ihren speziellen Schwierigkeiten undMängeln zu kämpfen. Im Labyrinth entwickelte die mit dem unterschwelligen Hass derSartaner gegen die Patryns geladene Magie ein tödliches Eigenleben.

So sind Patryns und Sartaner auf den vier Welten nur noch Legenden oderschon längst vergessen, als es dem ersten Patryn, Lord Xar, gelingt, dem Labyrinth zuentkommen. Und nach ihm kommen weitere, voller Hass auf den alten Feind, und mit demfesten Willen, die Welt nun in Besitz zu nehmen. Lord Xar schickt Haplo aus, die vierWelten inkognito zu erkunden, Chaos zu verbreiten und die Machtübernahme der Patrynsunter Lord Xar vorzubereiten. Auf seinen Reisen trifft Haplo unter anderem auf Alfred,einem Sartaner, der sich zu seinem Entsetzen allein unter Menschen fand, als er aus derStasis erwachte. Aus Angst, Stellung beziehen zu müssen und mit seinen Fähigkeitenbenutzt zu werden, verleugnet er sich seit Jahrzehnten selbst. Durch Haplo aus seinerLethargie gerissen muss er sich seinem Selbst stellen und lernt, seine Verantwortung alsSerpent-Magier zu akzeptieren. Auch Haplo durchläuft eine rasante Entwicklung, gegen dieer sich bis zum Schluss vehement zu wehren versucht. Haplo lernt mit der Zeit die von ihmso verachteten "Menschen" verstehen und schätzen. Er findet Freunde underkennt, dass Xar nicht das Wohl der Patryns im Sinn hat, sondern seine eigenen Leute fürseine Ambitionen schließlich sogar im Stich lässt. Die Entdeckung der DragonSnakes(Drachenschlangen) als Verkörperung von Furcht, Misstrauen und Chaos bringt ihn letztlichdazu, Xar, der ihnen mit seinem Hass auf die Sartaner und mit seinem Misstrauen dient, zubekämpfen.

Es ist erstaunlich, welche Parallelen und Gedankenverbindungen dieserRoman-Zyklus beim Leser hervorruft. Erinnern die Patryns in ihrem Hass und ihrerÜberlegenheits-Arroganz nicht an die deutschen Faschisten? Die Verwendung des deutschen(!) Begriffes Mensch in der englischen Originalausgabe ist ein deutlicher Hinweis auf dieUntermenschen-Terminologie der Nazis. Den Gegensatz dazu bilden die Sartaner, die als"Stalinisten" zwar ein edles Ziel anstreben, aber nicht nur den falschen Wegwählen, sondern aus Angst jede wirkliche oder eingebildete Kritik in den eigenen Reihenunterdrücken und sogar Verbündete mit Misstrauen verfolgen. Diese Angst kennt man nochaus der DDR sehr gut. Dort wurden Dinge getan, die mit der kommunistischen Ideologienichts gemeinsam hatten. Statt die eigenen Fehler zu analysieren und aus ihnen zu lernen,wurde eine Fehlerdiskussion von vornherein abgelehnt: Die Partei hatte immer recht! Wertrotzdem wagte zu kritisieren oder auch nur nachzufragen, machte sich als Staatsfeindverdächtig. Das Ansehen in der kapitalistischen Welt oder solche Dinge wieExportkennziffern waren den Realsozialisten wichtiger, als der durchdachte Aufbau derkommunistischen Gesellschaft und die Verwirklichung kommunistischer Ideale. Das hat densozialistischen Staaten letztendlich den Kopf gekostet, wie es auch den Sartanernletztlich Macht und vielen sogar das Leben kostete.

Aber selbst in der Katastrophe ist es nicht zu spät, aus Fehlern zulernen. Es gibt auch im DeathGate-Zyklus Sartaner, die umdenken. Weis und Hickmann zeigen,dass es eine Alternative gibt: Abri – die Stadt im Labyrinth – gemeinsam erbautvon Patryns und verbannten Sartanern, die sich von Hass und Angst gelöst und an derenStelle Vertrauen und Gemeinschaftlichkeit gesetzt haben. Doch Abri ist mehr – sie istauch ein Zeichen gegen die bedingungslose Jagd nach dem Letzten Tor, dem Ausgang aus demLabyrinth. Es ist nicht sinnvoll, immer nur vor den Umständen zu fliehen – einedauerhafte Verbesserung seiner Lage erreicht man vor allem, indem man selbst etwasaufbaut. Denn was unterscheidet die Welt "draußen" schon von der drinnen? Sieist sicher nicht friedlicher und ungefährlicher.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Fantasy-Geschichten, die den Leserauf Fantasie-Welten führen, spielt dieser Zyklus in unserer Welt. Die Verlagerung derHandlung weit in die Zukunft und die spannende Mischung aus Magie und Technik machen aus"The Death Gate Cycle" einen erstklassigen Vertreter der Science-Fantasy. Und:Wer schon die DragonLance-Serie der Autoren kennt, kann sich auf einen alten Bekanntenfreuen.                           K.H.

Dieser Artikel orientiert sich an der englischen Originalausgabe.

 

The Death Gate Cycle Bestellen Sie hier das englische Original:
  1. Dragon Wing
  2. Elven Star
  3. Fire Sea
  4. Serpent Mage
  5. The Hand of Chaos
  6. Into the Labyrinth
  7. The Seventh Gate
Bestellen Sie hier die deutsche Übersetzung:
  1. Drachenelfen - Die vergessenen Reiche I
  2. Elfenstern - Die vergessenen Reiche II
  3. Feuersee - Die vergessenen Reiche III
  4. Drachenmagier - Die vergessenen Reiche IV
  5. Himmelsstürmer - Die vergessenen Reiche V
  6. Irrwege - Die vergessenen Reiche VI
  7. Das siebte Tor - Die vergessenen Reiche VII

Deathgate

 

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Letzte Änderung: 28. Januar 2002 - © Science & Fantasy 1998-2002